Interner Bereich

Zeitzeugengespräch und Ausstellungstellungeröffnung

Als Vorbereitung auf die Studienfahrt der Stufe 10 nach Berlin ist Frau Konstanze Helber (* 1954) als Zeitzeugin zu Gast am Gymnasium Unterrieden gewesen. Zu Beginn der Veranstaltung am Mittwoch, dem 20.2.2019, eröffnete Konstanze Helber die am Unterrieden bis zum 15.3. zu sehende Ausstellung „Hammer - Zirkel – Stacheldraht“ über Zwangsarbeit in der DDR.

 

Als 22-jährige wurde Konstanze Helber bei ihrem Fluchtversuch aus der DDR verhaftet und in Untersuchungshaft genommen. Im April 1979 wurde sie von der Bundesrepublik aus der Haft und der DDR freigekauft. Sie konnte zu ihrem Freund in den Westen ausreisen und ein neues Leben beginnen.
Erarbeitet wurden die Präsentation „Hammer - Zirkel – Stacheldraht“ von der Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik in Sachsen-Anhalt, von der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt, dem Bürgerkomitee Magdeburg und der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft e.V – dem Autor und Historiker Dr. Christian Sachse. Als Mitglied in der UOKG e.V. ermunterte Frau Helber die Zuhörer, die im Untergeschoss des GUS stehende Ausstellung bei Gelegenheit auch selbstständig zu betrachten.

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Bild 1: Zeitzeugin Konstanze Helber zusammen mit Schulleiterin Martina Fuchs und Schülern der Stufe 10

Danach berichtete Frau Helber aus Ihrem Leben. Eindrücklich schilderte sie die fehlenden Freiheiten im Alltag in der DDR und ihr Bestreben, aus der Enge des Systems auszubrechen. Ihr gescheiterter Fluchtversuch im Alter von 22 Jahren brachte ihr drei Jahre und drei Monate Haft ein. Während die Untersuchungshaft Terror durch Einsamkeit war, war das Mittel der Zerstörung in der Haft die Zwangsarbeit. Unter unzumutbaren Umständen musste sie als politischer Häftling im Frauengefängnis Hoheneck in Stollberg /Erzgebirge arbeiten und leben. Die zu erfüllende Norm (Sollzahlen an zu produzierenden Waren) war sehr hoch, höher als in der Planwirtschaft der sozialistischen Großbetriebe in der DDR. Arbeit war eine Erziehungsmaßnahme. Persönlichkeiten wurden zu brechen versucht. So war der Kontakt zur Außenwelt beschränkt. Sie durfte drei Briefe im Monat empfangen und versenden, die der Zensur unterlagen. Zusammen mit 24 Frauen lebte sie bei Tag und Nacht in einem Verwahrraum, Zelle durfte man nicht sagen. Es gab drei Stockbetten, zwei Toiletten und zwei Waschtröge. Lebens-und Arbeitsbedingungen waren katastrophal.
Bei der Nachricht ihres Freikaufs im Frühjahr 1979 war sie 24 Jahre alt und bei schlechter Gesundheit.

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Bild 2: Zeitzeugin Konstanze Helber (* 1954) heute

Frau Helber appellierte an die Schüler ihre Freiheiten in der Demokratie zu nutzen. Die Schüler nutzten die Möglichkeiten, Frau Helber Fragen zu stellen. Erst mit 50 Jahren konnte sie sich ihrer Vergangenheit stellen. Seit 2010 berichtet Frau Helber vor Schulklassen über das Unrechtsregime der DDR und das Leid der politischen Gefangenen.
Das Gymnasium Unterrieden Sindelfingen möchte sich bei Frau Konstanze Helber für ihre eindrückliche Schilderung bedanken.

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Bild 3: Ausstellungsplakat

Die Ausstellung „Hammer - Zirkel - Stacheldraht“ ist während der Schultage von 14 Uhr bis17 Uhr zu sehen. Sie kann bis zum Freitag, dem 15. März 2019, im Untergeschoss des GUS besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.

Text & Bilder: Benjamin Künstle
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