Interner Bereich

„Eine der wichtigsten Ressourcen“ – Internationaler Tag des Bodens am Gymnasium Unterrieden Sindelfingen

„Boden – das ist der Dreck an meinen Schuhen“, mag manch einer sagen, so Oberstudiendirektorin Martina Fuchs, Schulleiterin am Gymnasium Unterrieden in ihrer Begrüßungsrede. Doch der Boden ist neben Luft und Wasser eine der wichtigsten und darüber hinaus nicht erneuerbaren Ressourcen unserer Erde: „Ohne Boden kein Brot“, so Fuchs weiter. Um darauf aufmerksam zu machen, wurde das Jahr 2015 von den Vereinten Nationen zum „Internationalen Jahr des Bodens“ erklärt. In diesem Rahmen fand am Freitag am Gymnasium Unterrieden der „Internationale Tag des Bodens“ statt, an dem Schüler ihre Projekte von Bodenanalysen über Boden-Gedichte bis hin zum Bodenturnen im Beisein von Regierungspräsident Johannes Schmalzl, Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer und zahlreicher weiterer Ehrengäste und interessierter Bürger präsentierten. Einen Beitrag von regio-tv finden Sie hier.

 

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Regierungspräsident Johannes Schmalzl

„Die Bodenflächen gehen zurück, die Zahl der zu ernährenden Menschen steigt jedoch an“, so Regierungspräsident Johannes Schmalzl. Weltweit sind nach Angaben der Vereinten Nationen 842 Millionen Menschen vom Hunger betroffen. Darin liege eine bedeutende Ursache von Flüchtlingsbewegungen, denen man global wie lokal begegnen müsse, so der Regierungspräsident: „Daher wird es also ganz entscheidend sein, künftig nicht nur eine gerechtere Verteilung von Nahrungsmitteln und eine weiterhin steigende Flächenproduktivität hinzubekommen, sondern die entscheidende Ressource für die Produktion von Nahrungsmitteln, nämlich fruchtbare Böden, zu erhalten, wo immer es geht.“

Was die Devise „global denken – lokal handeln“ konkret bedeutet, verdeutlicht Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer. Natürlich sei es eine wichtige politische Maßgabe, Boden zu sparen, aber man müsse auch zu den Konsequenzen stehen. „Dichtere Bebauung in den Innenstädten, höhere Gebäude, wollen wir das?“, zeigt der Oberbürgermeister das politische Dilemma auf. Daher sei es entscheidend, eine gesunde Balance zwischen Stadtplanern und Umweltschützer zu finden.


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Ehrengäste (v.l.n.r.) Ortsvorsteher Leber, Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer, Regierungspräsident Johannes Schmalzl, Landtagsabgeordneter Dr. Bernd Murschel, Schulleiterin Martina Fuchs, Ministerialrat Markus Langner und Siegmar Jaensch (Regierungspräsidium, Referat Gewässer und Boden)

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Durch den Vormittag moderierte Martina Klein vom Südwestrundfunk

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Prof. Dr. Hans-Karl Hauffe geht unter die Oberfläche: Es tut sich was im Boden

Professor Dr. Hans-Karl Hauffe von der Hochschule Nürtingen-Geislingen beleuchtete in seinem Vortrag „Unter der Oberfläche – es tut sich was im Boden“ das Thema aus wissenschaftlichem Blickwinkel – nicht ohne Humor. „Dreck, das ist Boden am falschen Platz“, griff er das Eingangszitat von Schulleiterin Fuchs auf. Die Schüler und Gäste erfuhren im Folgenden, warum der Wald nicht in seinen eigenen Blättern, der „Streu“, ertrinkt und welche Rolle der „Badische Riesen-Regenwurm“ sowie Pilze und Bakterien im Prozess des natürlichen Recyclings übernehmen. Darauf stellte Professor Hauffe verschiedene Bodentypen und deren Eigenschaften vor. Der Boden des Jahres 2015, der Stauwasserboden oder Gley, stand dabei im Mittelpunkt. Hauffe betonte die Bedeutung des Bodens als CO2 Speicher: „Ein Hektar Boden speichert 218 Tonnen CO2.“ Zum Vergleich: Die Pro-Kopf-Emissionen pro Jahr liegen in Deutschland laut Umweltbundesamt bei circa 11 Tonnen CO2-Äquivalent. Ein Hektar Boden speichert also soviel CO2 wie fast 20 Deutsche in einem Jahr erzeugen. Dies zeigt eindrücklich die Klimarelevanz des überlebenswichtigen Faktors Boden. Als Regel im Umgang mit dem Boden sollte also gelten, „die Böden nutzen, aber nicht übernutzen oder gar zerstören“, so Professor Haufe.

Interessant und beeindruckend waren besonders die Arbeiten der Schülerinnen und Schüler. Gleich zu Beginn war eine Performance von Schülerinnen zu bestaunen, die nach dem Earth Song von Michael Jackson den Boden förmlich in Bewegung brachten. In der aktiven Kaffeepause konnten sich die Gäste bei einem Rundgang an den Ständen und Stellwänden der Schüler weitergehend über das Thema Boden informieren. Eigens für diesen Tag hatten sie zum Spaten gegriffen und ein Bodenprofil gegraben, Proben entnommen und diese analysiert. Dass sich unter der Oberfläche, und damit für uns unsichtbar, mehr tut als wir vermuten, veranschaulichte eine Wurzelgalerie, hinter deren Plexiglasscheiben sich ein Gewirr von Kleewurzeln über einen Meter Tiefe erstreckte. Exkursionen zum Bodenlehrpfad in Beuren wurden ebenso vorgestellt wie das geheime Leben von Regenwürmern und anderen Bodenlebewesen. Faszinierend auch die künstlerische Annährung an das Thema Boden: Unter der Anleitung der Künstlerin Renate Vetter aus Reutlingen hatten Schülergruppen Farben aus Erde hergestellt und ein farbenfrohes, dem Thema „Kreis“ gewidmetes, großformatiges Kunstwerk entstehen lassen. Zudem konnten die Gäste eine Bodenanalyse ihrer mitgebrachten Bodenproben von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) auf einige wichtige Parameter wie Nährstoffgehalte aber auch Schwermetallbelastungen durchführen lassen.


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Lena und Nicole präsentieren die Schauwand zum Bodenlehrpfad Beuren

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Wie viel Bodenfläche benötigt man für ein kleines Brot?

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Schülerinnen und Schülder der Klassenstufe 6 präsentieren eine Wurzelgalerie

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Gäste wurden mit Bodenprodukten begrüßt

Nach der Pause berichtete Dr. Dana Pietsch vom GeoPark Schwäbische Alb über die Bodennutzung der letzten 10.000 Jahre im Jemen, wo sie lange Zeit tätig war. Dabei zeigte sie auf, dass Böden und Bodennutzung direkt etwas mit sozioökonomischen Problemen eines Landes zu tun haben. Dr. Ulrich Mack vom Regierungspräsidium Stuttgart, der vormals für die Universität Hohenheim in China tätig war, nahm das Publikum mit auf eine Reise durch die vielfältigen Bodenlandschaften Chinas mit all den Problemen, die ein 1,4 Milliarden-Volk mit der Nutzung seiner Böden hat. Martina Klein vom Radiosender SWR 4 führte galant durch den abwechslungsreichen Vormittag.

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Präsentation der Parabraunerde

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Boden? Turnen!

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Präsentation der Schülerprojekte...

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... vor großem Publikum

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Die Hauptorganisatorin und Biologie- und Chemielehrerin am Gymnasium Unterrieden Angelika Hauffe zeigte sich sehr zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung: „Ich bin begeistert, wie sich unsere Schülerschaft und mein Kollegium bei all den Belastungen, die der Schulalltag mit sich bringt, auf so vielfältige und kreative Art und Weise mit dem Thema ‚Boden’ beschäftigt hat“. Bei ihr, allen Schülerinnen und Schülern, den Lehrkräften, sowie den Koordinatoren vom Regierungspräsidium Stuttgart Siegmar Jänsch und Margit Sennert-Götz, die allesamt durch ihr Engagement und ihre hochwertigen Beiträge den „Internationalen Tag des Bodens“ zu einem großen Erfolg und unvergesslichen Tag am Gymnasium Unterrieden gemacht haben, möchten wir uns ganz herzlich bedanken. Oberbürgermeister Vöhringer hob die Leistung aller Beteiligten im Vorfeld und am Tag selbst hervor: „Es macht uns stolz, so aktive Schulen in Sindelfingen zu haben.“

Text und Bilder: Christian Maier
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