Interner Bereich

Kreativer Bildimpuls – Ein Schreibwettbewerb für Daheimgebliebene

Was macht man eigentlich, wenn eine Klasse zur Hälfte an einem Schulpartnerschaftsprogramm teilnimmt und die andere Hälfte die Schule besuchen darf? Es soll Unterricht stattfinden, aber die Abwesenden sollen nicht zu viel versäumen. Dieser Herausforderung stellten sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 7c mittels eines klasseninternen Schreibwettbewerbs, bei dem - zum Teil sehr verstörende - Bilder als Schreibimpulse dienten.
Die Daheimgebliebenen verfassten allein oder in Kleingruppen verschiedene Texte. Die Schülerinnen und Schüler, die in Marseille am Schüleraustausch teilgenommen hatten, fungierten nach ihrer Rückkehr als Jury. Da alle Verfasserinnen und Verfasser zunächst anonym blieben, konnte am Ende sogar die gesamte Klasse bei der Prämierung der Texte mitwirken. Die drei besten Texte werden hier veröffentlicht und vielleicht findet sich das eine oder andere literarische Talent?

 

Den ersten Platz belegte Emely Linder mit ihrem Text Die Reise ohne Rückkehr
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Es war ein milder Wintertag, der Schnee fiel sanft. Xenia saß auf der verschneiten Bank vor ihrem Haus. Sie fühlte sich einsam so wie immer, so als ob ein Teil von ihr fehlen würde. Sie sah den großen, schneebedeckten Kastanienbaum, der nur 20 Meter von ihr entfernt stand. Sie sehnte sich nach dem Tag, an dem sie die Kastanien darunter aufsammeln konnte. Aber dieser Tag würde nie kommen, den Xenia hat eine schlimme Krankheit und sie wusste, dass sie eines Tages an dieser Krankheit sterben würde. Aus Angst, dass etwas passieren könnte, hatten ihre Eltern ihr verboten irgendwo alleine hinzugehen.
Der einzige Ort, an den sie alleine gehen durfte, war die Bank vor ihrem Haus, denn die Bank stand so nah an ihrem Haus, dass ihr Kopf die Wand berührte, wenn sie ihn in den Nacken legte. Plötzlich setzte sich ein Rabe auf die Rücklehne der Bank. In seinem schwarzen Gefieder funkelten Schneeflocken. „Hallo!“, sagte Xenia, ohne eine Antwort zu erwarten. „Hallo, Xenia, “antwortete der Rabe seelenruhig. „Du...du kannst sprechen?“ fragte Xenia total verwundert. „Ja, natürlich du kannst es doch auch,“ antwortete der Rabe. Weil Xenia nicht wusste, was sie darauf sagen sollte, stellte sie schnell die nächste Frage: „ Und woher kennst du meinen Namen?“ „Die Antwort auf deine Fragen erfährst du, wenn du mit mir kommst!“, erklärte der Rabe. „Wohin willst du mich bringen?“, fragte Xenia dennoch, während sie die Leute registrierte, die sie anstarrten. „Sie verstehen mich nicht!“, meinte der Rabe mit Blick auf die Leute, die kopfschüttelnd weiter liefen, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „ Wohin willst du mich bringen?“, wiederholte Xenia ihre Frage eindringlich. „Berühre mich, um es heraus zu finden!“, meinte der Rabe geheimnisvoll.
Ohne darüber nachzudenken, berührte Xenia das Federkleid des Raben. Und als ihre Finger das Federkleid des Vogels berührt hatten, verfärbte sich der pechschwarze Vogel in alle denkbaren Farben, und mit ihm verwandelte sich die Welt um Xenia herum. Der Schnee schmolz in Sekundenschnelle, darunter kam saftig grünes Gras zum Vorschein. Die Bank verschwand, stattdessen saß Xenia auf einem riesigen Pilz. Bäume sprossen aus dem Boden und entfalteten ihre gewaltigen Kronen über Xenias Kopf. Tiere, die Xenia nur aus Büchern kannte, legten sich in den Schatten der riesigen Bäume. Xenia drehte sich zu dem farbenfrohen Vogel um, der einst ein Rabe gewesen war und fragte ihn: „ Wo bin ich?“ Der Rabe senkte den Blick und sagte mit leiser, zittriger Stimme: „Das ist das Land, in dem man nach dem Tod weiter lebt!“ Xenia schluckte, denn sie wusste, was das bedeutete: Sie konnte nicht zurück zu ihrer Familie, denn in der Welt der Lebenden existierte sie jetzt nicht mehr. Als sie an ihr altes Zuhause dachte, rollte ihr eine Träne über die Wange.
Doch auf einmal legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Als sich Xenia umdrehte, sah sie ein Mädchen, das sie noch nie gesehen hatte. Es sah aus wie Xenia selbst, es hatte lange, schwarze Haare und dunkle, grüne Augen. Es trug ein langes weißes Kleid und Xenia merkte jetzt erst, dass sie auch so ein Kleid trug. „Xenia, ich bin es, Ella. Deine Schwester,“ sagte das fremde Mädchen. Als sie Xenias verwundertes Gesicht sah, erklärte sie: „Wir sind Zwillinge! Allerdings bin ich 2 Tage nach meiner Geburt gestorben.“ Ella wischte sich eine Träne ab. Und lächelte schwach. Auch bei Xenia flossen die Tränen. „Du warst der Teil in meinem Leben, der immer so gefehlt hat!“ wisperte Xenia und umarmte ihre Schwester zum allerersten Mal.

Den zweiten Platz belegte CHERRY von Annabell Bauer und ihrem Team
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Es war ein regnerischer Nachmittag in London, der kleine Chihuahua Cherry lag in seinem bequemen Körbchen in der Wohnung seiner Besitzerin Polly. Plötzlich riss Polly die Wohnungstür auf und rief „Überraschung“. In der Hand hielt sie einen neuen, durchsichtigen Regenschirm mit gelben und lila Punkten. Cherry lief aufgeregt zu ihrer Besitzerin, weil sie wusste, dass sie nun endlich aus der stickigen Wohnung herauskommen würde. Polly leinte Cherry an und die beiden fuhren im Aufzug ins Erdgeschoss. Cherry liebte den Aufzug, denn in den verspiegelten Wänden sah sie Hunderte von Cherrys aufgeregt hin und her laufen. Als sie vor die Tür traten, stand dort ein laut wieherndes Pferd, das mit einer lila Leine neben der Tür festgebunden war. Cherrys gute Laune war mit einem Schlag weg, denn dieses nach Pferdeäpfeln stinkende Polizeipferd war eins von vielen, denen Polly die Angst vorm Straßenverkehr nehmen sollte. Cherry hasste diese Pferde, denn sie waren mindestens achtmal so groß wie sie und stanken nicht nur nach Pferdeäpfeln, sondern auch noch nach verfaultem Heu. Missmutig trottete sie neben der gutgelaunten Polly und dem braunem Pferd Brownie am Ufer der Themse her. Plötzlich riss ein heftiger Windstoß die vor Schreck erstarrte Cherry in die Luft, Polly schrie laut auf und ließ Cherrys gelbe Leine los. Mit einem lauten PLATSCH landete Cherry im Fluss. Das kalte Wasser schlug ihr um die Ohren und durchweichte ihr dünnes Fell in Sekundenschnelle. Brownie rannte Cherry hinterher und schleifte Polly mit sich. Cherry wurde von der Strömung mitgerissen, doch das Pferd war schneller, es packte Cherry am Halsband und zog sie aus dem Wasser. Dankbar nahm Polly die klitschnasse Cherry entgegen, zog ihren Mantel aus und wickelte Cherry darin ein. Cherry und den Regenschirm in der einen Hand, den Sattel mit der anderen Hand fest umklammernd, stieg Polly auf das Pferd. So schnell es der Berufsverkehr zuließ. ritt sie nach Hause. Dort angekommen, band Polly Brownie neben der Haustür fest und eilte hinauf in die Wohnung, in der sie die völlig verängstigte Cherry mit einem Handtuch abtrocknete und in ihr Körbchen neben der Heizung legte. Danach rief sie ihren Kollegen an und erklärte ihm, dass er Brownie abholen sollte, da sie mit Cherry zum Tierarzt gehen wollte um zu überprüfen, ob es ihr gut geht. Als gegen neun Uhr abends Polly mit der total erschöpften, aber kerngesunden Cherry nach Hause kam, schliefen Cherry in ihrem Körbchen und Polly vor dem Fernseher sofort ein.

Den dritten Platz belegte Ein kalter Novembermorgen von Anouk Lehmberg und ihrem Team
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Es war ein kalter, nebliger Novembermorgen. Londons Bewohner schliefen noch. So bemerkte niemand das ungefähr 18jährige Mädchen in abgeschnittenen Jeans und einem Top, dem die Kälte anscheinend nichts auszumachen schien. Die sandfarbenen, langen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Sich nach allen Seiten umschauend, schlich sie zur nächsten Brücke. Plötzlich schoss ein schwarzer Blitz auf sie zu und verwandelte sie in einen Löwen. „Glaub mir Luce, das ist besser für uns beide“, die Stimme gehörte einem ebenfalls ca. 18jährigen jungen Mann, der plötzlich aus dem Nebel aufgetaucht war. Normal sah er nicht aus: Zwei riesige, von schwarzen Federn bedeckte Flügel ragten hinter seinem Rücken auf. Jeder wäre zurückgewichen oder hätte wenigstens irgendeine Reaktion gezeigt. Doch Luce alias der Löwe zuckte nicht mal mit der Wimper. „Bitte Luce versuch mich zu verstehen“, er fuhr sich mit der Hand durch die dunklen Dreadlocks. Luce verdrehte sehr unlöwenhaft die Augen. Er legte die Arme auf die Brüstung der Brücke und sah hinaus auf den Fluss. Für ein paar Minuten herrschte Stille. Dann war ein leises, kratzendes Geräusch zu hören. Verwundert drehte der junge Mann sich um, um zu sehen, was der Löwe da tat. Luce hatte mit einer Kralle etwas in den Asphalt geritzt. CAM. Seinen Namen. Es machte ihn auf eine Art glücklich, dass es sein Name war, den sie da geschrieben hatte. Es hieß, dass er ihr doch nicht ganz egal war. Cam seufzte und setzte sich neben sie auf den Boden. Doch sie knurrte und starrte in den Nebel. „Kommt jemand? Schrott!“, schnell verwandelte er sie zurück und zog sie vom Boden hoch. „Cam, deine Flügel!“, zischte Luce. Schnell faltete er sie zusammen und schon waren sie in seinem Rücken verschwunden. Ein großer, schlanker, junger Mann mit dunkelblonden Haaren, die ihm bis zum Kinn gingen und ein muskulöserer Mann mit kurzen strohblonden Haaren waren herangetreten: „Hi Jas, hi Ian. Mann, habt ihr uns erschreckt!“, begrüßte Luce die beiden. „Jas ?? Ian ??“, fragte Cam verständnislos. „Also, der mit den längeren Haaren und den eisblauen Augen ist Jasper, kurz Jas. Der andere ist Ian. Du musst beide Namen englisch aussprechen. Jas ist halb Amerikaner und halb Ire. Und Ian ist auch irgendwie sowas.“ Beim letzten Satz grinste sie Ian an. „Sie ist wie 'ne Schwester für uns. 'Ne nervige Schwester“, feuerte Ian zurück. „Wir wissen es. Alles“, fügte Jasper an Cam gewandt hinzu. Der breitete zögerlich seine Flügel wieder aus. „Wir wollen dasselbe. Keine Endscheidung mehr zwischen Gut und Böse für alle, die wie wir sind.“, erklärte Luce. Cam dachte nach: Ihn hatte es schon lange gestört, dass alle, die außergewöhnliche Fähigkeiten besaßen, wählen mussten zwischen Gut und Böse. Wer einmal gewählt hatte, dufte nie wieder mit denen der anderen Seite befreundet sein. Er hatte schon gewählt: Böse. Den Teufel. Deshalb war er jetzt auch kein gefallener Engel mehr, sondern ein Dämon. Deshalb hatte er sich dieser Widerstandsgruppe angeschlossen. Er hasste die Wahl. „Okay, er vertraut uns. Wir haben von den Anführen Angaben bekommen, wo wir uns treffen sollen. Kommt!“, sagte Jasper. „Ähm, ich hatte vergessen zu erwähnen, dass Jas Gedanken lesen kann“, entschuldigte sich Luce. Cam nickte, es hatte ihn nicht überrascht, dass Jasper Gedanken lesen konnte. Irgendetwas an ihm sah schon so aus. Vermutlich seine eisblauen Augen . „Kommt ihr jetzt?“, meldete sich Ian zu Wort. Die anderen drei nickten. Eine Weile liefen sie so nebeneinander durch London. Als sie eine andere Brücke überquerten, schrie Jasper plötzlich: „Das ist ein Hinterhalt! Bringt euch in Sicherheit!“. Jetzt sahen sie es auch: Eine große Gruppe, man konnte fast schon sagen Armee, kam von beiden Seiten der Brücke auf sie zu. „Jetzt schnell! Abhauen!“, schrie Ian. Er und Jasper sprangen von der Brüstung in den träge dahin fließenden Fluss. Luce starrte auf die schnell näherkommenden Schatten im Nebel. Sie war so schockiert, dass sie nicht mehr mitbekam, wie Cam einen Arm um sie legte und sie hochzog ...

Außer Konkurrenz wurde Wanja Küsters Erzählung Lucifers Rache in den Wettbewerb aufgenommen.
Lucifer steht auf einer Brücke und führt Selbstgespräche: „Nur, weil ich meine Meinung gesagt habe, hat Gott mich ausgeschlossen.“
Ein Löwe nähert sich Lucifer und sagt zu ihm: „Ich habe eine Idee, was du machen kannst. Du musst ihn stürzen und ich kann dir dabei helfen.“
„Und was soll ich deiner Meinung nach machen?“, fragt Lucifer den Löwen.
Darauf antwortet der Löwe: „Schließ Verträge mit den Menschen und nimm ihre Seelen, um stärker zu werden.“
Darauf sagt Lucifer: „Danke, das werde ich machen.“
Zehn Jahre lang sammelt Lucifer jetzt schon Seelen und manche Menschen betrügt er sogar, so dass sie zu seinen Kopfgeldjägern alias Ghostrider werden. Dadurch haben sie zwar besondere Kräfte, aber er behält die komplette Kontrolle über sie.
Mit der neuen Kraft durch die Seelen und die Ghostrider trifft er sich auf der Brücke noch einmal vor dem Angriff auf Gott, um sich zu formieren. Die Ghostrider haben unterschiedliche Ausrüstungen. Manche haben Gewehre, aber andere haben Peitschen oder Schwerter. Kurz bevor sie angreifen, kommt der Löwe auf die Brücke und sagt: „ Ich sagte doch, ich kann dir helfen.“
Nachdem er das gesagt hatte, verwandelte er sich in einen gefallenen Engel und steckte sich in Brand. Das taten ihm Lucifer und die Ghostrider gleich und alle flogen in den Himmel.
Sie kämpfen jetzt schon Jahre lang mit Gott, ohne, dass ein Sieger feststeht. Doch beide Seiten mussten schon große Verluste erleiden. Beide Seiten haben jetzt nur noch ein paar Krieger, die nur noch mit Fäusten kämpfen. Ein paar Ghostrider erlangen die Kontrolle über sich zurück. Ein paar von ihnen fliehen, aber es bleiben auch viele in der Schlacht und wechseln nur die Seite. Darunter auch Chuck Norris. Doch er kämpft nun alleine gegen alle zusammen. 2,2 Minuten nachdem er die Kontrolle über sich zurück erlangt hatte, besiegt er auch schon alle.
Nun ist Chuck Norris der Herrscher über alles und jeden. Doch er nutzt es nicht aus, sondern unterrichtet alle in der Kunst des fairen Kämpfens. Außer jene, die es für böse Dinge nutzen würden.

Zusammenstellung: Marion Woloszyn
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